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Zecken

Die Zeckensaison (März-November) hat auch bei uns wieder begonnen. Heute wurde das erste blutsaugende Exemplar gesichtet! Wie kann man sich schützen?

Zecke lauert

Zecken sind ein Erfolgsmodell der Evolution: innerhalb von 200 Millionen Jahren haben sie ihre Funktions- und Lebensweise nicht groß geändert, wie man an Bernsteinfunden nachvollziehen konnte. Die Parasiten sind in der Lage sich extrem gut an zu passen und haben sogar die Dinosaurier überlebt. Es gibt weltweit über 900 verschiedene Arten, bei uns in Mitteleuropa hat sich insbesondere der “Gemeine Holzbock” ausgebreitet.
Zecken sind außerdem sehr widerstandsfähig und kommen mit kalten Temperaturen gut zurecht.

Zecken fallen nicht, wie manchmal erzählt wurde, von den Bäumen herab auf ihre Opfer. Sie lauern viel mehr in Bodennähe, nämlich an langen Gräsern und Büschen. Zwischen März und November harren sie träge aus bis sie dann von einem Tier oder Mensch abgestreift werden.  Sie verfügen über ein spezielles Sinnesorgan (Haller-Organ), welches ihnen ermöglicht ihre Wirte zu erkennen und sich entsprechend für das “Abstreifen” vor zu bereiten. Anschließend krabbeln sie an eine Stelle mit dünner und feuchter Haut, stechen zu und trinken Blut.

Zecken verstehen

Eine Zecke durchläuft in ihrem Leben drei verschiedene Entwicklungsstadien: Larve, Nymphe und später Weibchen oder Männchen. Für jede dieser Phasen braucht sie eine so genannte “Blutmahlzeit”, von der sie bis zu zwei Jahre zehren kann. Sie kann dadurch bis zu 200 Mal praller werden.

Am Kopf der Zecke sitzt der  mit Widerhaken besetzte Stechapparat. Er steckt fast vollständig in der Haut und wird durch ein spezielles Sekret  zusätzlich “festzementiert”. Hat die Zecke genug Blut gesaugt dann löst sie diesen “Zement” auf und fällt ab.

Zecken sind sehr Widerstandsfähig, selbst Temperaturen im Tiefkühlfach (-12 °C) kann sie für mehrere Stunden überleben. Was sie jedoch nicht mögen ist direkte, heiße Sonneneinstrahlung – deshalb findet man sie am häufigsten zwischen Wald und Wiese, wo es schattiger und kühler ist.

Innerhalb der letzten Jahre hat die Zahl der Zecken dramatisch zugenommen und sich binnen drei Jahren (2017-2020) mehr als verdoppelt (im Vergleich zu den neun Jahren zuvor). Möglicherweise sind klimatische Bedingungen dafür verantwortlich, doch hat die Wissenschaft hierfür noch keine Antwort.

Zecken vermeiden

Wer sich häufig in der Natur aufhält sollte wissen, wie man sich am besten gegen Zecken schützt. Denn gar nicht erst “gebissen” zu werden ist der beste Schutz vor den Krankheiten, welche der Parasit überträgt.

Beim Einstich gibt die Zecke ein Speichelsekret ab, das die Blutgerinnung hemmt und die Wunde betäubt, dies führt dazu, dass manche Zeckenstiche unbemerkt bleiben. Daher ist es wichtig, dass man sich nach einem Ausflug gründlich absucht.

Auch gibt es Zecken- und Insektenschutzmittel, sowie Hausmittel (Kokosöl), welche auf die Haut aufgetragen werden und so Zecken abwehren können (oder sollen). – Stiftung Warentest.

So schützt man sich!

  1. Direkten Kontakt zur Vegetation, insbesondere hohes Gras, vermeiden.
  2. Tragen langer, heller Kleidung. Am besten die Hosenbeine in die Strümpfe stecken (damit vermeidet man, dass die Zecken direkt auf die Haut gelangen können).
  3. Gründlich absuchen. Insbesondere an feuchten, dünnen Hautstellen (Achselhöhle, Kniekehle, Leistengegend).

Außerdem hilft ein Platz in der Sonne und geeignete Schutzmittel. Auch eine Impfung kann vor FSME schützen.

Zecken richtig entfernen

Es gibt verschiedene Techniken, wie Zecken entfernt werden können – doch leider gibt es auch hier viele Halb- oder Unwahrheiten zu lesen. Die wichtigste Regel beim Entfernen einer Zecke ist, dass sie beim Herausziehen nicht gedrückt* oder gereizt werden darf. Denn ein Stressen der Zecke durch Hausmittel (wie Öl, Kleber oder Cremes), Kratzen, Erhitzen usw. sorgt dafür, dass sie weitere Erreger absondern und somit auch das Risiko weiter steigt, dass Borreliose-Bakterien übertragen werden. Die hier von uns beschriebene Methode basiert auf der Empfehlung von Professor Dr. Gerhard Dobler, einer absoluten Koryphäe auf diesem Gebiet.


 

* Es gibt womöglich keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass durch das Drücken einer Zecke, weitere Bakterien in den Körper des Wirtes gelangen. (Wir schlagen dennoch vor darauf zu verzichten.)

So geht es richtig!

  1. Direkt tätig werden (nicht übers Wochenende oder auf einen Arzttermin warten).
  2. Pinzette, Zeckenzange, -karte oder -schlinge hautnah ansetzen.
  3. Zecke herausziehen (nicht drehen).
  4. Falls der Stechapparat in der Haut verbleibt ist dies überhaupt kein Problem (er kann keine Erreger mehr übertragen und wird von der Haut als Fremdkörper abgestoßen).

FSME und Borreliose

Zecken übertragen Krankheiten, wie Borreliose und FSME. Während Rheinland-Pfalz (bis auf einen Landkreis) nicht zum FSME-Risikogebiet gehört sind Baden-Württemberg und Bayern stark betroffen. Die Pfalz wird wohl durch die natürliche Barriere, den Rhein etwas geschützt. Borreliose ist eine bakterielle Krankheit, welche durch die Borrelien ausgelöst wird. Die Borreliose-Erreger werden erst nach 12 bis 24 Stunden aktiv, somit ist schnelles Handeln wichtig. Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Form der Hirnhautentzündung, hat der Parasit die Viren in sich so können sie direkt beim Stich übertragen werden. Bei FSME können lediglich die Symptome (z.B. mit Schmerzmitteln) behandelt werden, aber die Viruserkrankung ist nicht “therapierbar”, am besten kann hier ein präventiver Schutz helfen: eine Impfung.

FSME-Impfung

Gerade in der heutigen Zeit wird Impfungen mit einer gewissen Skepsis begegnet. Dies ist auch durchaus berechtigt und eine Entscheidung für eine FSME-Impfung muss jeder für sich oder sein Kind selbst treffen. Daher sei an dieser Stelle lediglich darauf verwiesen, dass die STIKO eine Impfung nur für Kinder und Erwachsene empfiehlt, welche sich häufig in einem Risikogebiet aufhalten oder beruflich gefährdet sind (zum Beispiel Forstwirte). Für den vollständigen Impfschutz sind drei Impfungen notwendig. Weitere Informationen in den FAQ des Robert Koch Institutes (RKI) oder des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI).

Professor Christian Bogdan (STIKO, RKI): “Die Impfstoffe sind zwar für Kinder ab einem Jahr zugelassen, aber es besteht ein breiter Konsens, dass die Impfung mindestens bis zum Alter von drei Jahren wenig sinnvoll ist.”

Weitere Infos, auch für Kinder

Auch bei den LandesForsten Rheinland-Pfalz findet man hilfreiche Informationen zum Thema Zecken. Sehr umfangreich und detailliert wird man auch auf der Website zecken.de (Herausg. Pfizer) aufgeklärt.

Und auch für die Kleinen gibt es etwas zum Thema “Zecken”! Sowohl unterhaltsam – als auch kindgerecht: Pia und die Wilden Tiere (YouTube, 22 Minuten) – übrigens ebenfalls mit Prof. Dr. Dobler.

Umfangreiche Broschüre des Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz.
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Schlagwörter: , , , Zuletzt bearbeitet: 15. April 2022
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